Bildung für Chancengerechtigkeit

Bildung gilt als wichtiger Schlüssel für nachhaltige Entwicklung. Schulische und ausserschulische Erfahrungen prägen das Verständnis unserer Gesellschaft und der Welt. Die Hoffnungen und Erwartungen sind hoch: So soll Bildung massgeblich zu Gleichstellung oder nachhaltigem Konsum beitragen.

Unser aktuelles Bildungssystem reproduziert bestehende soziale Ungleichheiten statt sie abzubauen. Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten oder fremdsprachigen Familien werden benachteiligt. Kinder mit Behinderungen haben nach wie vor keinen ausreichenden Zugang zu inklusiver Bildung, bei der Vielfalt Normalität ist und die Schulen sich den Bedürfnissen einzelner Schüler:innen anpassen.

Für tatsächliche Chancengerechtigkeit ist die frühkindliche Entwicklung ausschlaggebend. In vielen Gemeinden gibt es allerdings zu wenig Angebote zur Unterstützung, Eltern kennen die Angebote nicht und/oder können sie sich nicht leisten. So nutzen besonders einkommensschwache und benachteiligte Familien die bestehenden Angebote kaum. Auch Kinder im Asylbereich profitieren kaum. Auch Vorurteile und Stereotype werden stark in der frühkindlichen Entwicklung geformt. Programme der Prävention und für Gleichstellung müssen bereits auf dieser Stufe ansetzen.

Die Klimastreik-Bewegung zeigt eindrücklich, dass es zu wenig institutionalisierte Möglichkeiten der Partizipation gibt. Das Recht auf Partizipation für Kinder und Jugendliche ist in der Kinderrechtskonvention verankert. Die bestehenden Kinderräte und Jugendparlamente werden ungenügend einbezogen, ihre Beschlüsse sind meist unverbindlich.

Für gute Bildung für nachhaltige Entwicklung sind Lehrpersonen Schlüsselpersonen. Besonders auf der Unterstufe spiegeln Lohn und Arbeitsbedingungen jedoch nicht die gesellschaftliche Relevanz des Berufs. Auf allen Stufen fehlt es oft an Ressourcen und Material, um Themen wie Kinderrechte und Menschenrechte, politische Bildung oder nachhaltige Entwicklung stufengerecht zu vermitteln.

Der überstürzte Ausbau des digitalen Angebots infolge der Corona-Pandemie birgt Risiken. Fehlende digitale Infrastruktur und Kenntnisse verschärfen bestehende Hürden zum Zugang zu Bildung. Hier ist eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Chancen und Risiken der Digitalisierung notwendig, die insbesondere den Kindesschutz und einheitliche Mindeststandards in allen Kantonen garantiert.

Forderungen

  • Bund, Kantone und Gemeinden treffen wirksame Massnahmen, um bestehende Benachteiligungen im Bildungssystem gezielt abzubauen. Der Ausbau des frühkindlichen Bildungsangebots sorgt für ein inklusives, qualitativ gutes und bezahlbares Angebot für alle.
  • Bund und Kantone überprüfen systematisch Lehrmittel und Lehrpläne auf darin transportierte Vorurteile und diskriminierende Haltungen.
  • Bildung für nachhaltige Entwicklung ist verbindlich auf allen Bildungsstufen sowie in der ausserschulischen und informellen Bildung aufzunehmen. Der Bund definiert gemeinsam mit den Kantonen messbare Ziele und konkrete Massnahmen zur Umsetzung. Er stellt die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen zur Verfügung.
  • Lehrpersonen werden gezielt unterstützt und erhalten die notwendigen Ressourcen, um Bildung für nachhaltige Entwicklung zu unterrichten. Entsprechende Angebote werden in die Curricula der pädagogischen Hochschulen aufgenommen, Lehrmittel werden entsprechend überarbeitet.
  • Partizipation von Kindern und Jugendlichen in den sie betreffenden Bereichen wird gestärkt. Über Programme der politischen Bildung werden sie in der Ausübung ihrer Partizipationsrechte gefördert.
  • Der Bund schafft eine rechtliche Grundlage für die digitale Sicherheit. Im Bildungsbereich wird der Persönlichkeitsschutz und der Schutz vor (virtueller) Gewalt garantiert.
Schassmann Eva
Autor:innen

Eva Schmassmann

In Zusammenarbeit mit Nino Wilkins, Bildungskoalition NGO, Valentina Darbellay, Dachverband Terre des Hommes Schweiz/Suisse, Oliver Wenzcel, Thinkpact Zukunft

Bericht als PDF

SDG 4 (PDF)

Weiterführende Literatur

Dieses Kapitel spricht Verbindungen zu folgenden SDGs an: